Nach 2020 das zweite Jahr mit nur mäßig Honig
In der Imkerei bekommen wir seit Jahren die Auswirkungen des Klimawandels hautnah mit. Nach den extrem trockenen Jahren 2019 und 2020 hatten wir dieses Jahr ein sehr kaltes Frühjahr, gefolgt von einem sehr nassen Sommer.
2019 kam die Natur mit der Trockenheit noch vergleichsweise gut zurecht. Im Boden war ein ausreichender Grundwasserspeicher vorhanden, sodass die Pflanzen in der Lage waren Nektar in den Blüten auszubilden. Von der Sonne verwöhnt war demnach die Honigernte in 2019 sogar sehr gut.
Doch im letzten Jahr, als wir das zweite Dürrejahr in Folge hatten, waren die Auswirkungen schon drastisch zu spüren. Der Grundwasserspiegel wurde auch über den Winter nicht aufgefüllt. Im Frühjahr und Sommer 2020 waren die Pflanzen nicht in der Lage reichlich Nektar zu produzieren, was sich dann auch im Honigertrag widergespiegelt hat: Es konnten nur 70 % des Honigs geerntet werden, die in einem durchschnittlichen Honigjahr zu erwarten sind.
Das kalte Frühjahr und der nasse Sommer fordern 2021 ihren Tribut
Der nasse Winter 2020-2021 ließ zunächst Freude aufkommen und Hoffnung keimen. Die Grundwasserspiegel waren Ende Februar gut aufgefüllt. Das Wetter wurde langsam milder und auch die Kontrolle der Bienenvölker zum Kranichflug stimmte fröhlich, denn der Großteil der Bienenvölker hatte den Winter sehr gut überstanden. Die Bienen hatten bereits angefangen zu brüten und neue Bienen zu produzieren. Die gute Stimmung hielt dann über den März und April an. Die Natur und die Bienen entwickelten sich prächtig und als dann Ende April die Salweidenblüte vorüber war, war die Vorfreude auf ein gutes Honigjahr geboren.
Leider kam dann alles ganz anders. Im Mai gab es einen massiven Kälteeinbruch und überdurchschnittlich viel Niederschlag. Die tragische Folge war, dass die Bienen ihre Brut nicht versorgen konnten und aufgrund der Nachtkälte teilweise sogar in den Wintermodus zurückwechselten.
Notfütterung an Stelle von Frühjahrshonig
Dramatisch wurde es für einen Teil der Bienenvölker dann Ende Mai und Anfang Juni. Bedingt durch den dreieinhalb Wöchigen \”Hausarrest\” während der ersten Hauptsaison mussten die Bienenvölker notgefüttert werden. Ende Mai und Anfang Juni habe ich, anstatt Honig zu ernten, 120 kg Winterfutter in die Bienenvölker gegeben, um sie zu stärken. Die Bienenvölker waren geschwächt und durch das Wetter sehr durcheinander geraten. Viele von Ihnen brauchten den ganzen Juni um die gewohnte Stärke wiederzuerlangen.
Die Bienenvölker entwickelten sich abermals sehr gut und nun lag die Hoffnung in der Sommetracht. Anfang Juli hatten die Bienen alle wieder eine gesunde Volksstärke und sich von dem schweren Frühjahr gut erholt. Doch leider kam es dann wieder anders als erwartet. Der Juli wurde sehr nass und die Bienen hatten kaum Möglichkeit zum Ausfliegen. Es war spannend zu beobachten, wie sie wirklich jede fünf Minuten Regenpause nutzen, um auf Samuel- und Trachflüge zu gehen. Doch einen Überschuss an Honig konnten sie dieses Jahr nicht eintragen. Die Lindenblüte ist komplett \”ins Wasser gefallen\” und für den Weißklee war es auch im Juli wieder zu kalt, dieser bildet erst ab Nachttemperaturen um 13-14°C Nektar aus.
Desaströse Honigernte in 2021: nur 20% vom Durchschnitt
Die Folge des kalten Frühjahrs und des nasskalten Sommers ist bei der letzten Honigernte Ende Juli deutlich zu spüren: Nur 20 % der Honigmenge eines sonst durchschnittlichen Honigjahrs konnte geerntet werden. Oder anders ausgedrückt, habe ich dieses Jahr anstatt der rund 900 kg Honig in einem durchschnittlichen Jahr nur etwa 170 kg geerntet.
Was bedeutet das für die Ernteteiler*innen der Solidarischen Imkerei?
In den nächsten Wochen werde ich mich nun mit den Ernteteiler*innen der Solidarischen Imkerei austauschen, wie wir mit dieser Unterdeckung umgehen wollen. Zum einen bin ich aber natürlich außerordentlich dankbar für jede*n, die sich der Solawi Imkerei angeschlossen haben oder dies tun. Denn durch das Konzept der Solidarischen Imkerei ist sichergestellt, dass ich trotz der schlechten Honigernte meine Imkerei finanzieren kann und Kosten für Notfütterung, Winterfutter und die Varroabehandlung trotz des fehlenden Absatzes gesichert ist.
Denkbar sind verschiedene Szenarien, von Zukauf bis zu ein paar Monaten ohne Honigausgabe. Die gute Nachricht ist, dass es trotzdem Teelichter und Kerzen geben wird. Lasst uns hoffen, dass nächstes Jahr wieder ein wärmeres und sonnigeres wird, sodass wir dann auch einen Honigüberschuss teilen können.
Hast Du Fragen zur Solidarischen Imkerei?
Informationen zur Imkerei-Solawi
Jetzt Mitglied werden
Nachricht schicken